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Wie schlafen Pferde?

By 10. Februar 2013Pferde

Der Schlaf des Pferdes

Pferd döstDer Schlaf dient auch beim Pferd zur Regenerierung des Organismus. Wie auch beim Menschen können sich Schlafdefizite negativ auf den Organismus auswirken.¹
Wichtig für einen regenerativen Schlaf sind beim Pferd vor allem eine sichere und vertraute Umgebung, wie sie in einer Herde vorhanden ist. Unwichtig ist dabei ob sich das Pferd im Stall oder auf der Weide aufhält. Auch der Untergrund ist weniger von Bedeutung, da das Pferd als Steppentier sowohl an weiche als auch an harte Böden gewöhnt ist. Bei Gruppenhaltung ist zu beachten, dass sich die Tiere nicht gegenseitig stören, beispielsweise durch eine unklare Rangordnung oder der Platzierung von Futter im Liegebereich. Neben diesen Faktoren hängt der Schlaf und vor allem der Schlafrhythmus von weiteren äußerlichen Einflüssen, wie Witterung, Fütterung, Trainingszeiten und auch der Stimmung in der Herde ab.²
Generell können drei Stadien des Schlafes beim Pferd unterschieden werden. Diese sind das Dösen, das Schlummern und der Tiefschlaf.³

Dr. Anna-Caroline Wöhr von der Ludwig-Maximilians-Universität München erforschte gemeinsam mit dem Doktorand Kai-Uwe Günter den Schlaf des Pferdes mit Hilfe eines Sommoscreens. Gemessen wurden dabei durch ein Elektroenzephalogramm (EEG) die Hirnströme, über ein Elektrookulogramm (EOG) die Bewegungen der Augen und mittels Elektromyogramm (EMG) die Aktivität der Muskeln gemessen. Hierfür wurden 12 Versuchspferden für drei bis fünf Nächte Elektroden am Kopf befestigt und mittels einen Sender am Halfter die Daten an die Laborgeräte übertragen.4
Die Wissenschaftler konnten bei ihren Studien deutliche Parallelen zwischen dem Schlaf von Pferden und dem menschlichen Schlaf feststellen: So sind nicht nur die Stadien vom Einschlafen bis hin zum Tiefschlaf gleich sondern auch die für den Traum typische REMPhase (rapid-eye-movement) ist sowohl bei Mensch und Pferd vorhanden. Dies lässt laut Wöhr den Schluss zu, dass auch Pferde träumen können. In dieser Schlafphase zeigt das Gehirn eine große Aktivität, was vermuten lässt, dass das Pferd wie auch der Mensch
diese Zeit nutzt um Erfahrungen zu verarbeiten.5

Im Gegensatz dazu sind jedoch die Schlafzyklen des Pferdes anders als beim Menschen. Die drei bis vier Schlafzyklen des Pferdes sind immer wieder mit Wachphasen durchbrochen. Während der Mensch in einen immer tieferen Schlaf von Schlafzyklus zu Schlafzyklus fällt, wiederholen sich beim Pferd die Stadien innerhalb eines Zyklus immer wieder. Grund dafür ist laut Wöhr, dass das Pferd als Fluchttier immer zum schnellen reagieren bereit sein muss. Daher sind die Schlafzyklen und speziell der Tiefschlaf bedeutend kürzer als beim Menschen. So dauert der Tiefschlaf beim Pferd nur wenige Minuten, beim Mensch dagegen bis zu einer Stunde, und auch die Zeit, die Zeit, die Pferde in der Nacht schlafen beträgt nur etwa vier Stunden. Dies kompensieren sie jedoch indem sie auch am Tag schlafen.6
Die meiste Zeit schlafen Pferde zwischen 20 und 5 Uhr und am frühen Nachmittag, wobei das Dösen die längste Zeitspanne einnimmt.7

Schlafzyklen eines Pferdes

Quelle – Cavallo: Know-how: Alles über den Schlaf der Pferde.

Schlafen können Pferde sowohl im Stehen als auch im Liegen tief. Allerdings tritt die REMPhase hauptsächlich im Liegen auf. Wobei man feststellte, dass sich Pferde vor allem in Gesellschaft ihrer Herde oder in einer sehr vertrauten Umgebung zum Schlafen Hinlegen.9

Um beim Schlafen im Liegen und vor allem in Seitenlage die Lunge vor dem eigenen Körpergewicht zu schonen, haben Pferde eine spezielle Atemtechnik entwickelt. Diese untersuchte Dr. Ulrike Auer der Universität Wien. So atmen Pferde einen Zug ein und „beim Ausatmen verschließen sie den Kehlkopf, stoppen die Atmung bis zu fünf Sekunden und lassen danach erst die Luft komplett entweichen.“ Durch diese Technik kann der Druck in der Lunge aufrecht erhalten werden und es wird verhindert, dass das Gewicht des Pferdes die Lungen zusammendrückt.10

Wie auch beim Mensch gibt es beim Pferd verschiedene Schlaftypen, wobei drei hier vorherrschend sind. Zum einen der sog. „Bauchschläfer“: das Pferd liegt mit angewinkelten Beinen auf dem Bauch oder der Brust. Der Kopf ist dabei erhoben oder wird auf dem Boden abgestützt, die Augen sind fast geschlossen. Das Pferd befindet sich dabei meist im Zustand des Schlummerns. Atem- und Pulsfrequenz sind hierbei bereits gesenkt, allerdings können noch leichte Muskelbewegungen ausgemacht werden. Auch das Gehirn zeigt in dieser Phase wenig Aktivität.11

Zum Anderen gibt es den sog. „Seitenschläfer“. Hier liegt das Pferd auf der Seite. Die Beine sind ausgestreckt und der Hals und Kopf liegen auf dem Boden auf. Die Augen sind geschlossen. Das Pferd befindet sich in dieser Position jedoch nicht immer im Tiefschlaf. Auch hier sind REM-Phasen vorhanden, da sie es dem Pferd ermöglichen schnell aufgeweckt zu werden und so auf Gefahr zu reagieren.12

Bei auf der Seite liegenden und tief schlafenden Pferden kann zudem eine Verlangsamung der Atmung und der Herzfrequenz beobachtet werden. Die Muskulatur kann sich entspannen und Regungen wie Schweifschlagen oder Kopfschlagen, wie sie beim Dösen noch vorhanden sind, treten in der Regel nicht mehr auf.13
Legt sich ein Pferd zum Schlafen auf den Boden bleibt meist ein Tier der Herde stehen und wacht über die schlafenden Artgenossen. Ist Gefahr im Verzug kann es die anderen rechtzeitig warnen.14

Als drittes ist noch der „Döser“ zu nennen. Hierbei steht das Pferd und lässt Kopf, Hals und Ohren entspannt hängen. Eines der Hinterbeine wird locker auf der Zehe abgestellt, das andere ist das Standbein. Dies wird alle paar Minuten gewechselt. Die sog. Spannsägenkonstruktion ermöglicht dem Pferd diese Haltung und spart Kräfte. „Dabei hakt das Pferd die Kniescheibe hinter einem Knochenvorsprung des Oberschenkelknochens fest. Gleichzeitig sorgt der starke Fersen-Sehnen-Strang auf der Rückseite des Beins für Stabilität.“ Auch in dieser Stellung kann das Pferd für einige Minuten in den Tiefschlaf fallen, aber ist dennoch bei Gefahr sofort fluchtbereit.15 In diesem Dösen verbringen ausgewachsene Pferde 70-80% ihrer Ruhephasen. Dies hat den Vorteil, dass auch ältere Pferde, die sich nicht mehr niederlegen können, auch im Stehen ihren Organismus regenerieren können.16

Leidet ein Pferd an Schlafmangel kann sich dies, wie bereits erwähnt, direkt negativ auf den Organismus auswirken. Das Pferd fällt in der Leistung ab, wirkt gereizt und unruhig, ist vermehrt schreckhaft und verweigert sich den Arbeitsaufgaben. Auch kann eine erhöhte Anfälligkeit für Koliken auftreten und das Immunsystem geschwächt werden.17


1 2 Zum Schlaf des Pferdes – Interview mit Heidrun Schmitz (HS) „Freizeit im Sattel“ (06.05.2007). Online verfügbar unter http://www.zeebtierfilme.de/zeeb_tierfilme/artikel_und_aufsaetze/pdfs/Zum_Schlaf_des_Pferdes.pdf, zuletzt geprüft am 27.01.2013.

4 5 6 8 9 10 12 15 Cavallo: Know-how: Alles über den Schlaf der Pferde. Online verfügbar unter http://www.cavallo.de/knowhow/psychologie/know-how-alles-ueber-den-schlaf-der-pferde.237248.233219.htm, zuletzt geprüft am 27.01.2013.

7 11 17 Goodhorsemanship: Wie Pferde schlafen und träumen. Online verfügbar unter http://www.goodhorsemanship.de/5_Themen%20&%20Trends/Artikel/Haltung_Gesundheit/Wie%20Pferde%20schlafen.htm, zuletzt geprüft am 27.01.2013.

3 Kai-Uwe Güntner: Polysomnographische Untersuchung zum Schlafverhalten des Pferdes, zuletzt geprüft am 27.01.2013.

13 14 16 Mielewczyk, Barbara: Dösen, Schlummer, Schlafen oder Träumen Pferde? Online verfügbar unter http://www.tierwissen.de/artikel/pferde/pferde-schlafen-doesen.shtml, zuletzt geprüft am 27.01.2013.

Birgit Appel-Wimschneider

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