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Ziegen haben ihren eigenen Willen

Tiere helfen heilenBURGLAUER Ein ganz besonderes Angebot hatte die Kinder- und Jugendakademie Saaletal für zehn Kinder im Alter von zehn bis 15 Jahren: einen Besuch auf der Orenda-Ranch in Burglauer, wo Diplom-Biologin Birgit Appel-Wimschneider einen Streichelzoo und Reittherapie anbietet, gemäß dem Motto: „Tiere helfen heilen“.

Dabei gab es jede Menge Informationen für die Kids, zum Beispiel darüber, was eine Therapie mit Tieren überhaupt bewirken kann und welche Berufe es für Menschen gibt, die „irgendwas mit Tieren“ machen wollen. Am allerwichtigsten und spannendsten war aber der gemeinsame Ausritt und Spaziergang.

Vor den Ausritt allerdings haben die Götter das Striegeln gesetzt, und so konnte man mit Bürste und Kamm erst mal ganz langsam die Pferde kennenlernen. Die drei Isländer Skardi, Lippi und Mygla waren dabei ganz brav – sogar dann noch, als die ersten Reiter mit Hilfe einer Leiter auf den Pferderücken kletterten.

Und dann machte sich eine bunte Karawane auf zu einem kleinen Spaziergang über Burglauers Feldwege. Neben Kindern und Pferden kamen auch noch Lama Toni, die beiden Ziegen Paula und Capella und natürlich Hund Jerry mit. Das Nachsehen hatte nur Dromedar Rasta, das derzeit ebenfalls zur Reittherapie ausgebildet wird.
Während nun Manuel, Linda und Vanessa mutig auch einmal beide Hände seitlich ausstreckten oder falsch herum auf dem Pferd saßen (in der Therapie fördern diese Übungen Gleichgewicht und Bewegungs-Koordination), hatte Annika mächtig damit zu kämpfen, die beiden vorwitzigen Ziegen zu bändigen: „Die ziehen ganz schön!“, meinte sie später, denn natürlich ist das frische Gras am Wegesrand viel wichtiger als der Wille der Führerin.

Ziegen führen ist hilfreich für Menschen, die lernen wollen sich durchzusetzen, erläuterte Birgit Appel-Wimschneider später. Wer hingegen erst einmal Vertrauen aufbauen muss oder wie ADS-Kinder zu mehr Konzentration finden soll, bekommt das kooperativere Lama an die Hand. Auch Depressionen, Essstörungen oder ein Burn-Out-Syndrom lassen sich mit Tieren wirksam therapieren.
Wie entspannend so ein Tierchen auf dem Schoß ist, das gern auch ausgiebig gestreichelt werden will, durften die Kinder natürlich auch am eigenen Leib erfahren. Der erklärte Liebling wurde dabei schnell Minischwein-Ferkel Renate, das im Moment noch mit der Flasche aufgezogen wird. Streicheltiere entspannen, senken Herzschlagfrequenz und hohen Blutdruck und können Angststörungen mildern. Auch in der Schmerztherapie konnten damit bereits Erfolge erzielt werden, denn der Kontakt mit Tieren setzt verstärkt Beta-Endorphine frei, die beruhigen und euphorisieren.

Wer nun Lust bekommen hatte, seine Tierliebe auch beruflich auszuleben, bekam auch hierfür passende Informationen an die Hand – denn wer weiß schon, dass es neben Tierarzt, Tierpfleger und Pferdewirt auch Berufe wie Schweinemäster oder Hundefriseur gibt?
Wichtig ist ein ruhiges, bestimmtes Auftreten, Zuverlässigkeit und Einfühlungsvermögen, und allzu viel Angst, zuzupacken und sich auch mal die Hände schmutzig zu machen, sollte man auch nicht haben, wenn man mit Tieren arbeiten will. Weil aber Ausprobieren immer besser ist als graue Theorie, gibt es auf der Orenda-Ranch auch Praktikumsplätze für tierliebe Interessenten.

Birgit Appel-Wimschneider

Author Birgit Appel-Wimschneider

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