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Geschichte der Lamas

Herkunft

Die Geschichte der Lamas geht auf ungefähr 12 Millionen Jahre zurück. Das Lama gehört zur Familie der Kameliden. Ursprünglich kommt das Lama aus Nordamerika. Vor etwa 4 Millionen Jahren verschwanden diese Tiere. Manche gingen über die Beringstraße nach Norden in den mittleren Osten, wo sie sich zum einhöckerigen Dromedar und zum zweihöckerigen asiatischen Bactrain-Kamel entwickelten. Ein Teil von ihnen wanderte nach Süden über die Panama-Landbrücke nach Südamerika. Dort leben die Lamas  noch heute im Andenhochland und  in den Hochebenen Perus, Boliviens und Equador.

Es gibt 4 verschiedene Arten in der Familie der Lamas:

Die Lamas, die Alpakas, das Vikuna (vi KOON yah), sowie das Guanaco (guwah NAHK oh). Lamas und Alpakas wurden vor etwa 6 – 7000 Jahren gezähmt und gehören damit zu den ältesten Haustierrassen.

Vikuna und Guanaco sind Wildformen.

Lama-Arten

In den kargen Gebieten der Anden Südamerikas hatten die damaligen Bewohner erst  durch die Nutzbarmachung dieser Tiere die Möglichkeit einer sicheren Existenzgrundlage. Sie wurden wegen ihrer Wolle, ihres Fleisches und ihres guten Leders gejagt. Die Wolle wurde zur Herstellung von  Kleidungstücken, Textilien, Seilen und Säcken verwendet. Manche Wollprodukte gehen sogar bis auf 500 v.Christus zurück. Deshalb wird die Wolle auch als das Gold der Anden bezeichnet.

Ab und zu wurden auch Guanaco- und Vikunaherden in Korrale getrieben um sie zu scheren oder zu schlachten. Die feine, weiche Wolle der Vikunas war nur Inkakönigen vorbehalten. Jeder andere der beim Tragen von Vikunakleidung erwischt wurde, musste seinem Leben bezahlen. Außerdem machten sie  Kerzen aus seinem Fett und verwendeten die Exkremente als Brennstoff. Eine wichtige Rolle spielten die Lamas auch als Transport- und Lastenmittel:

 

Als Lasttiere waren sie sogar fähig,  in einer Höhe von 5000 Metern bei dünner Atemluft 50 kg Gewicht über 30 Kilometer am Tag zu tragen.

Durch die Verwendung der Lamas als Transportmittel, konnten Waren getuascht werden, wodurch ein reger Handel erfolgte. Dies fürhte zu einem raschen Wachstum des Inkareiches.

Durch die große Anpassungsfähigkeit der Lamas an alle Höhenlagen und durch  ihre hohe Leistungsfähigkeit in hochalpinen Gebieten war es den Inkas möglich, große Distanzen im Handel zu überwinden und zu verbinden. Mit den Lamas als Transportmittel, konnte Eis von den Gletschern ins Tal gebracht, Salz vom Meer in die Berge sowie Erz aus den Mienen zu den Verarbeitungsstätten gebracht werden. Dabei wurde die Last jeweils auf einen Teil großer Lamaherden gebunden. Nach einem halben/ganzen Tag Gehzeit wurde der andere Teil der Herde beladen.

Lamas in Religion und Medizin

Der Sage nach sind die Lamas ein Geschenk vom Sonnengott “Inti” an das peruanische Volk.

Die Inkas hatten große Achtung vor ihren Lamas und verehrten diese in religiösen Riten. Die Lamas wurden mit dem Sonnengott in Verbindung gebracht, da sie oft dem Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang zusehen. Weiße Tiere genossen dabei besondere Achtung – schwarze wurden dem Bösen zugeschrieben und somit sehr oft züchterisch dezimiert und geopfert.

Weiterhin spielten im religiösen Bereich die Bezoarkugeln aus Lamamägen sowie getrocknete Lamaföten eine große Rolle. Bezoare sind in Widerkäuermägen sich bildende, kugelförmige Massen, bei denen sich um ein Knäuel aus Haar oder Pflanzenfasern harte Lagen aus Mineralien bilden. Diese Kugeln bleiben gewöhnlich im Magen und beeinträchtigen die Gesundheit der Tiere nur, wenn sie diesen verlassen und zu einem Darmverschluss führen. Bei den Indios galten Bezoare als sicheres Mittel gegen Gift.

Ein getrockneter Lamafötus wurde unter der Schwelle der Haustür eingegraben, um Glück über das neu errichtete Heim zu bringen. Der Bedarf dafür war so groß, dass dazu sogar trächtige Stuten geschlachtet wurden.

Wenn eine bedeutende Persönlichkeit starb, schlachtete man ein Lama, auf dass es die Seele des Verstorbenen ins Jneseits befördere. Auch heute werden in den Anden noch Lamas bei rituellen Feierlichkeiten geopfert.

Die Inkas verewigten die Lamas in einer versteckten Stadt, 3000 Meter hoch in den Anden, unweit des berühmten Machu Picchu.

Wenig, aber nährstoffreiches Futter im hohen Bergland der Anden, dünne Luft und feuchtkaltes Klima haben sie anspruchslos werden lassen. Als sogenannte Tylopoda (Schwielensohler) laufen Lamas auf einem Polster aus Bindegewebe mit einer festen Kralle aus Horn. Dies ermöglicht einerseits auch in unwägbarem Gelände sicheres Gehen, andererseits schont es den Boden .

Ein weiteres wichtiges Merkmal, welches den Lamas  ein Überleben in den
hochalpinen Gebieten möglich macht, ist die “Hasenscharte”: Die gespaltene Oberlippe bildet ein Greiforgan, das diese Wiederkäuern befähigt, auch kleinere Pflanzen einzeln vom Boden zu pflücken.Außerdem schont diese Art zu fressen Vegetation und Boden.

Da in ihrer natürlichen Heimat große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht herrschen, sind diese Tiere auch bei uns sehr temperaturunempfindlich.

Erst im 20.Jahrhundert kamen die Lamas nach Europa und Deutschland. Seit 1996 sind sie als landwirtschaftliche Nutztiere anerkannt und werden auch oft zur Landschaftspflege eingesetzt.

Denn die Lamas sind sehr anspruchslos. Sie begnügen sich mit wenig Gras, etwas dürrem Gestrüpp und Baumrinden. Sechs Lamas haben den gleichen Futterbedarf wie ein Rind oder Pferd.

Körpersprache und Verhalten der Lamas

Lamas sind Flucht- und Herdentiere

Lamas sind neugierige, saubere, meist ruhige und zurückhaltende Herdentiere. Sie sind territorial und haben eine ausgeprägte Rangordnung. Als Fluchttiere reagieren Lamas auf schnelle Bewegungen natürlich mit Zurückweichen.

Wie alle Flucht- und Herdentiere sind sie immer auf der Hut. Mit ihren feinen Sinnen und der angeborenen Neugier erfassen Lamas das Wesen von Menschen vorurteilsfrei und spiegeln es wertfrei in ihrem Verhalten.

Kommunikation der Lamas

Untereinander kommunizieren die Tiere durch eine Art Summen und durch ihre Körperhaltung, speziell die der Ohren und des Schwanzes.

Wenn der führende Mensch mit den Lamas auf Augenhöhe geht und die Harmonie zwischen Mensch und Tier stimmt, fängt auch das Lama an zu summen. Diese Sprache der Lamas klingt ruhig, zufrieden und wirkt zusätzlich beruhigend und entspannend auf Menschen. Es überträgt sich eine entspannte Grundhaltung, die einfach gut tut. Das Summen unterstreicht dabei die nonverbale Kommunikation zwischen Mensch und Tier und gibt ihr eine zusätzliche Dimension.

Spucken

“Lamas spucken so wie Hunde beißen”. Lamas spucken im Regelfall auf ihre Artgenossen und nicht  auf Menschen.

Wenn ein Lama auf einen Menschen spuckt, weist dies oft auf eine Fehlprägung hin. Diese Lamas sind dann oftmals aus Zoos oder aus einem Zirkus und hatten in ihrer Prägungsphase zuviel Kontakt mit dem Menschen. Die Prägungsphase findet in den ersten 10 Monaten statt. Wurde das Lama in dieser Phase “falsch” geprägt betrachten die Lamas den Mensch als Artgenossen und somit auch als Mitbewerber. Die Lamas werden oft fehlgeprägt, wenn aus der Hand das Futter gegeben wird.

Lamas spucken in der Regel, um ihre Dominanz zu zeigen und das Rangverhältnis zu klären. Sie spucken aber auch, wenn man sie ärgert oder quält.

Spuckendes Lama

Gedeckte Lamastuten spucken aber auch Lamahengste an, um sie daran zu hindern, sie erneut zu decken. Dadurch kann man feststellen, ob die Lamastute tragend ist.

Lamas geben jedoch immer eine Vorwarnung ab, bevor sie dann spucken. Diese Vorwarnung sieht so aus, dass die Lamas die Ohren am Kopf anlegen und den Kopf in die Luft strecken, sodass die Nase des Lamas weit in die Höhe ragt. Die Lamas spucken meistens nach oben in die Luft, was einem Warnschuss verglichen werden kann. Den im Mund gesammelten Speichel versprühen sie dabei einfach nur. Lässt der “Störenfried” nicht ab, spuckt das Lama gezielt auf das Lebewesen, von dem die Bedrohung ausgeht.

Verhalten beim Spucken Lamahengst

Die Spucke stinkt jedoch nur und lässt sich leicht wieder abwaschen. Sie ist weder giftig noch ätzend. Lamas können bis zu 3 Meter weit spucken.

Körperhaltung und Ausdruck

Die Stellung der Ohren und des Schwanzes lassen die Grundstimmung von den Tieren erkennen:

Ohren nach vorne: entspannt, aufmerksam, interessiert, neugierig

Verhalten und Körpersprache der Lamas

Ohren nach vorne, Schwanz hoch: besonders aufmerksam, Alarmbereitschaft, bereit zu reagieren

Körpersprache Lamahengst

Schwanz nach unten: entspannt

Ohren nach vorne gelegt, Schwanz etwas angehoben: Alarmbereitschaft: Ich habe etwas entdeckt!

Alarmbereitschaft - Körpersprache der Lamas

Ohren nach hinten: angespannt, nervös, unsicher, Unwohlsein

Ohren nach hinten - Körpersprache der Lamas

Kopf und Hals nach unten, Schwanz  auf den Rücken gelegt: Unterordnung

Geste Unterwerfung bei Lamas

Ohren nach hinten, Schwanz steil hoch bzw. nach vorne gerichtet: Kampfbereitschaft, steigende Angriffs-bzw. Verteidigungsbereitschaft, versch. Stufen der Aggressivität

Angelegte Ohren, Nase hoch, Spucken: Aggressivität


Fortpflanzung der Lamas

Lamas sind induzierte oder provozierte Ovulierer. Das bedeutet, dass bei den Lamastuten der Eisprung nicht in einem gewissen Zyklus stattfindet, sondern erst durch den eigentlichen Deckakt ausgelöst wird.

Damit sind Lamastuten das ganze Jahr über fähig, erfolgreich gedeckt zu werden und sind nicht an eine bestimmte Jahreszeit oder Saison gebunden.


Pflege der Lamas

Lamas scheren

Lamas im Frühjahr scheren

Das Lama sollte im Frühjahr geschoren werden, bevor es richtig heiß wird. Wenn die Lamas im Frühjahr geschoren werden, kann die Lamawolle bis zum Sommer noch etwas nachwachsen. Denn wenn die Haare im Sommer zu kurz sind, kann das Lama einen Sonnenbrand bekommen. Wir scheren immer zuerst über den Rücken, dann immer immer vom Rückgrad nach unten zum Bauch hin.

Krallen schneiden

Die Nägel zw. Krallen eines Lamas müssen regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls geschnitten werden, wenn diese zu lang sind! Wenn der Boden zu weich ist, dann nutzen sich die Nägel nicht auf natürliche Art und Weise ab, weshalb diese dann gekürzt werden müssen. Daher sollte auch das Bein heben bzw. geben mit dem Lama geübt werden.

Lama Krallen schneiden

 


 

Lamas führen

 

Beim Führen von Lamas zeigt sich, wo wir Probleme haben.
Sie spiegeln unser Verhalten unvoreingenommen wider.

 

Beim Führen von Lamas kommen sich Mensch und Tier zwanglos näher. Viele Wanderer empfinden die Ausflüge mit den feinfühligen Tieren oft als meditativ. Sie können abschalten und den Alltag hinter sich lassen, Stress und Hektik vergessen und sich erholen – das steht bei den Ausflügen mit den Lamas auch im Vordergrund. Lamas sind nicht nur freundliche Wanderbegleiter. Sie übernehmen auch die Aufgaben eines Co-Therapeuten.

Instinktiv spüren die Tiere, ob sie sich bei einem Menschen sicher fühlen können. Wenn sich das Lama brav führen lässt, erkennt es seinen Führer als Chef an. Bleibt das Tier während des Ausflugs immer wieder zum Grasen stehen oder weigert es sich stur, vorwärts zu gehen, akzeptiert es seinen Führer nicht als Leitfigur.

Aber aufgepasst: Durch Dominanz und pure Autorität lassen sie sich nicht führen! Hundertprozentige Begegnung ist daher gefragt und das funktioniere nur auf gleicher Ebene und mit gegenseitiger hoher Wertschätzung. Und auch ein Kuschelkurs ist nicht der richtige Weg, denn Lamas werden ganz schnell eigensinnig. Sie reagieren positiv auf klare Ziele und eindeutige Anweisungen.

Das Alpha-Tier

Ein guter Lama-Führer verhält sich wie ein Alpha-Tier. Dieses ranghöchste Herdentier zeichnet sich durch Erfahrung, natürliche Gelassenheit, ein gleichmäßiges Temperament und vor allem eine mentale Präsenz aus, die allen Tieren Ruhe und Sicherheit vermittelt. Ihm vertraut die Herde und ordnet sich seinen Entscheidungen ohne Zögern unter. Diese Führungsqualitäten kommen nicht nur bei den Lamas, sondern auch unter Kollegen, beim Partner und in der Familie gut an.

Weil jedes Tier eine andere Persönlichkeit und Charakter hat, führen die Teilnehmer während des Spaziergangs oder in der Lamatherapie verschiedene Tiere und bewältigen mit den Lamas kleine Aufgaben, etwa einen Geschicklichkeitsparcours. Da gilt es etwa einen Steilhang hinunter- und wieder hochzusteigen, ein dichtes Gestrüpp zu durchqueren, Slalom zu gehen, einen Steg zu durchschreiten oder einen Baumstamm zu überspringen. Lamas springen ausgezeichnet. Bis zu 1,50 Meter Höhe bewältigen sie problemlos aus dem Stand. Doch manchmal stellt ein nur 40 Zentimeter hoher Baumstamm ein unüberwindliches Hindernis dar, weil Führer und Tier sich nicht einig sind und das Vertrauen fehlt.

Wie führe ich ein Lama?

Man läuft parallel zum Lama.

Dabei sollte der Kopf des Lamas auf Schulterhöhe des führenden Menschen sein. Dabei ist es egal, ob der Mensch auf der linken oder auf der rechten Seite läuft. Die Leine kann locker durchhängen. Um das Lama zu bremsen, legt man die Hand wie eine Schranke vor den Hals des Lamas.

Spaziergang mit Lamas und Alpakas


Buchempfehlung: Lamas halten und pflegenBuchempfehlung: Haltung und Pflege von Lamas

Wir möchten an dieser Stelle folgende Literatur empfehlen: “Lamas und Alpakas” von Gerhard Rappersberger
Dieses Buch richtet sich an all diejenigen, die sich ein Lama anschaffen möchten oder bereits ein Lama haben bzw. sich für Lamas interessieren. Dieses Buch ist ein nützlicher Ratgeber insbesondere für Lamahalter. Auf Alpakas geht der Autor eher weniger ein, obwohl der Titel des Buchs “Lamas und Alpakas” darauf hindeutet.

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Birgit Appel-Wimschneider

Author Birgit Appel-Wimschneider

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